02. Sep 2025
Hirschfelde - Herrnhut
Streckeninfo:
18.59 km
398.00 hm
ca. 4h 27m
Strecken-Detail-Ansicht
Foto 1: Ich habe in diesem Pilgerhäusl übernachtet. Ursprünglich war es eine Scheune, die 1917 von der katholischen Kirche erworben wurde, um katholischen Bergleuten aus Polen eine Versammlungsstätte zu bieten. Später wurde ein Kirchengebäude errichtet und die Scheune zum Pfarrhaus umgebaut. Das 300 Jahre alte Gebäude erlag langsam den Naturgewalten. Anstatt es abzureißen, entschied man sich, es als Pilgerherberge am Jakobsweg von Görlitz nach Zittau umzubauen. Ich liebe es, in solchen historischen Gebäuden zu übernachten … und ich habe dort gut geschlafen.
Foto 2: Es hat den ganzen Morgen geregnet. Ich hatte mich sehr auf die Wanderung nach Herrnhut gefreut. Die Etappe liegt zwar nicht offiziell am Jakobsweg, aber es hat sich für mich gelohnt, die zusätzlichen 18 Kilometer zu diesem Ort zu laufen, an dem Kirchen- und Weltmissionsgeschichte geschrieben wurde. Ein etwa fünf Kilometer langer Skulpturenweg mit biblischen Themen führte nach Herrnhut. Hier steht: „Seid wie die Kinder“
– bereit zu hören und zu glauben
– und nicht wie die alten, grauen Griesgrame im Hintergrund, die in ihren Gewohnheiten festgefahren sind.
Foto 3: Beim Eintreten von Herrhhut auf dem Skulpturenweg sieht man diese im Holz eingravierte Aussage: "Ich bin der Weg / Geh".
Gehen taren die Herrnhuter. Die Herrnhuter/Mährische Brüderbewegung begann, als verfolgte reformierte Gläubige aus Mähren Zuflucht auf der Plantage des Grafen Ludwig von Zinzendorf suchten, der selbst ein Jünger Jesu war und eine Gruppe reformierter Gläubiger leitete. Die beiden Gruppen schlossen sich zusammen und erlebten eine Ausgießung des Heiligen Geistes, die eine bis dahin beispiellose weltweite Missionsbewegung auslöste. So waren es beispielsweise mährische Missionare, die John Wesley zum Glauben an Christus führten. Die älteste Siedlung in Ohio, wo ich herkomme, Gnadenhütten, wurde vom mährischen Missionar David Zeisberger gegründet. Er war erst 17 Jahre alt, als er 1738 nach Amerika kam. Sein Herz schlug für die unerreichten Indianer. Er lebte unter ihnen und lehrte sie die Wege Jesu bis zu seinem Tod im Jahr 1808. David Zeisberger, in Tschechien geboren und aus Deutschland ausgesandt… seine Gebeine wurden zu amerikanischem Staub. Ich erinnere mich, wie ich während meiner letzten Dienstreise 2018 vor seinem Grabstein stand. Ich, in Amerika geboren und aus Ohio ausgesandt, legte meine Hand darauf und sagte: „Ich hoffe, mich revanchieren zu können.“
Foto 4: Die Stadt Herrnhut heute, Blick vom Hügel auf den Herrnhuter Friedhof „Gottesacker“.
Foto 5: Fünf Jahre nach der Gründung der Herrnhuter Gemeinde wurde Leonhard Dober als erster Missionar nach Übersee entsandt. Er ging auf die Insel St. Thomas in Westindien. Innerhalb einer Generation hatten die Herrnhuter Missionare mit der Botschaft Jesu Christi auf fast alle Kontinente entsandt. Sein Grab liegt gegenüber dem von Zinsendorf.



