07. Aug 2025
Ostroda - Iława
Streckeninfo:
38.22 km
728.00 hm
ca. 9h 15m
Strecken-Detail-Ansicht

Foto 1: Ich laufe durch eine Gegend on Polen mit vielen Seen, die aber wegen des dichten Waldes zwischen Weg und See nicht immer gut zu sehen sind. Hier war ein schöner Weg am See heute Morgen.
Gestern Abend habe ich in einem Gästehaus eines Franziskanerklosters übernachtet. Nachdem ich geduscht und mich umgezogen hatte, ging ich gerade durch den Flur, als eine junge Frau hereinkam. Sie fragte mich etwas auf Polnisch, und ich antwortete, dass ich Englisch spreche. Sie dachte, ich arbeite dort und wollte wissen, in welcher Richtung ihr Zimmer sein könnte. Ich erzählte ihr, dass ich aus Amerika komme, in Deutschland lebe, von Estland nach Deutschland laufe… und dass ihr Zimmer zwei Türen weiter rechts von meinem sei. Damit war das Eis gebrochen.
Heute Morgen war ich der Erste, der zum Frühstück in den Speisesaal kam. Ich wollte einen frühen Start in den Tag haben. Anja kam als Zweite herunter. Sie musste zu einer Schulung, um zu lernen, wie man eine Drohnenkamera für ihre Arbeit im Umweltschutz bedient. Es gab drei lange Tische im Raum, aber aufgrund der kurzen Begegnung gestern Abend fühlte sie sich wohl genug, um an meinem Tisch zu sitzen. Wir sprachen über die jüngsten Regenfälle und wie sehr der Wald sie nach den trockenen letzten Jahren brauchte. Irgendwann kam das Gespräch auf die Verbindung zu Gott. Ich glaube, es war, als ich ihr den einzigen polnischen Satz sagte, den ich kenne: „Jesus ist mein Herr!“ Sie sagte, sie glaube an Jesus, gehe manchmal allein in die Kirche zum Beten, könne aber mit der Institution „Kirche“ nichts anfangen. Ich erklärte ihr, dass Jesus nicht ans Kreuz gegangen sei, um eine religiöse Institution zu gründen, sondern um unsere Herzen mit Gott zu verbinden. Ich sagte auch, dass es andere Kirchen gebe, in denen sie die Verbindung zu Gott, die sie suchte, besser finden könne. Ich sagte ihr, dass ich Pastor sei und hoffe, dass die Kirche, in der ich so viele Jahre lang Pastor war, eine solche Kirche sei. Dann zeigte ich ihr den einminütigen Videoclip vom Gottesdienst in Kaunas, den ich am 17. Juli im Blog veröffentlicht hatte. Darin singt das Lobpreisteam das Lied „Ich spreche Jesus!“ Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Sie rief: „Das ist Kirche? Wo finde ich so eine Kirche?“
Was für eine Frage! Die bewegt immer noch mein Herz. Ich wünschte, ich hätte ihr eine Antwort geben können. Sie lebt in einer Kleinstadt, und dort gibt es keine Kirche wie diese. Ich bin durch die nächstgelegene größere Stadt gelaufen und hatte dort keine „Kirche wie diese“ gesehen. Unsere interkulturellen Mitarbeiter der Assemblies of God aus USA haben sich mit den polnischen Pfingstgemeinden zusammengetan und 700 Gemeinden in Polen mit 7000 oder mehr Einwohnern ins Visier genommen, die keine „Kirche wie diese“ haben. Vielleicht ist eine dieser Gemeinden die, in der Anja lebt. Ich konnte ihr leider keine Antwort geben. Ich betete für sie. Ich spürte, wie Jesus durch mich sprach, als ich ihr sein Versprechen verkündete: „Wer da sucht, der wird finden.“ Es gibt viele Menschen in Polen wie Anja, die nach dieser Verbindung zu Gott und einer „Kirche wie dieser“ suchen.
Foto 2: Eine alte Bahntrasse, die heute ein Fuß- und Radweg ist.
Foto 3: Mittagspause auf einer Waldlichtung. Unterwegs esse ich viel frisches Obst, Gemüse und Dosen- oder geräucherten Fisch. Manchmal kann ich mir im Supermarkt eine gekochte Mahlzeit kaufen und mitnehmen.
Foto 4: Die Hafenstadt Iława am Jaziorak-See, wo ich übernachtet habe.
Foto 5: Auf dem Campingplatz in Iława dachte ich, ich hätte ein abgeschiedenes Plätzchen auf einer ebenen Fläche auf einem Hügel unweit der Einrichtungen gefunden. Hinter mir standen zwei Gebäude, die wie Motels aussahen, aber ich sah absolut niemanden. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut und meine Essensvorräte auf einem nahegelegenen Picknicktisch unter einem Unterstand ausgebreitet hatte, kam mir plötzlich eine Horde junger Leute entgegen. Die Gebäude, die wie Motels aussahen, waren ihre Schlafsäle für ihr Sommercamp. Der Weg dorthin führte direkt an mir vorbei. Ich grüßte sie erst auf Polnisch, dann auf Englisch. Eine Gruppe Jugendlicher blieb stehen, um ihr Englisch mit mir zu testen. Adam, rechts im Foto, sprach am besten. Er fragte mich, ob ich Polnisch spreche. Ich sagte meinen einzigen Satz: „Jesus ist mein Herr!“ Adam ist 14, und ich sagte, ich sei 16 gewesen, als ich „Ja“ zu Jesus gesagt habe. Dann fügte ich hinzu: „Ich weiß, dass es ihn wirklich gibt.“ Das Mädchen auf dem Foto fragte, woher ich das wisse. Was für eine tolle Frage! Ich sagte ihr, dass ich jeden Tag mit ihm spreche, dass sein Geist in mir lebt und mir die Kraft gibt, mit diesem großen Rucksack von Estland nach Deutschland zu laufen. Wir unterhielten uns sehr gut. Sie mussten gehen und ich brauchte etwas zu essen, aber ich betete für sie, bevor sie gingen. So viele junge Menschen in Europa stellen diese Frage: „Woher weißt du, dass es ihn wirklich gibt?“