22. Jul 2023

Gries - Seeboden/Millstäter See

Streckeninfo:

32.45 km 660.00 hm ca. 9h4m

Strecken-Detail-Ansicht


Fast die ganze Nacht über regnete es. Ab und zu höre ich Donner. Aber am Morgen hatte der Regen aufgehört und ich konnte mein Zelt trocknen, bevor ich packte und weiterzog. Es gab ein langes Stück entlang einer Bundesstraße, auf der ich laufen musste und vor dem ich ein bisschen Bange hatte (Foto 2). Der Verkehr war jedoch nicht so stark, wie ich erwartet hatte. Nachdem ich etwa eine Stunde auf der Bundesstraße gelaufen war, fand ich heraus, warum der Verkehr nicht so stark war. Im Ort Kremsbrücke war die Straße gesperrt worden. Der Sturm, der über den Campingplatz hinwegzog, auf dem ich übernachtet hatte, schwebte etwa zehn Kilometer weiter über diesem Gebiet. Es verursachte schwere Überschwemmungen, eine Schlammlawine und zerstörte einen Teil der Straße. Ich war so froh, dass der Sturm nicht über dem Campingplatz schwebte. Obwohl Autos zurückgewiesen wurden, durfte ich doch zu Fuß durch die Ortschaft gehen (Foto 1). Überall waren Einsatzfahrzeuge und Notpersonal zugegen. Ein ORF-Filmteam berichtete vor Ort. Ein Kameramann fragte mich, wohin ich mit meinem großen Rucksack gehen wollte. Ich erzählte ihm kurz, was ich vorhabe. Er meinte, das wäre ein interessantes Story für die Nachrichten, aber er hätte jetzt auf der Stelle keine Zeit oder Möglichkeit dafür. Ich ging weiter, betete und sang leise mein Pilgerlied, während ich durch die Gegend der Katastrophe ging. Auf der anderen Seite der Ortschaft versuchte ich, herannahende Autos zum Umkehren zu warnen. Die meisten ignorierten mich, aber einige blieben stehen, um zuzuhören, was ich zu sagen hatte. Es fühlte sich an, als würde man säkularen Europäern predigen: Die meisten sind so überzeugt von ihrer Lebensrichtung, dass sie einfach weiter den Fuß auf den Gaspedal halten. Einige hören jedoch zu und ändern ihren Kurs.

Viele Stunden später wanderte ich durch einen anderen kleinen Ort namens Treffling kurz vor dem Millstätter See, wo ich übernachten würde. Als ich an der örtlichen Feuerwehr vorbeiging, saßen dort fünf Männer mit einem Bierkasten und entspannten sich nach ihrem Arbeitseinsatz. Sie riefen mir zu, ich solle zu ihnen kommen. Sie hatten mich erkannt, das ich früher am Morgen durch das Katastrophengebiet gelaufen war. Sie waren den ganzen Tag dort im Einsatzt. Sie waren überrascht, dass ich die Strecke von dort bis zu ihrer Ortschaft mit dem Rucksack zu Fuß zurückgelegt hatte. Sie boten mir ein kaltes Bier an, aber ich sagte, ich würde lieber kaltes Wasser trinken, was sie mir dann auch gaben. Sie wollten meine Geschichte erfahren, also unterhielten wir uns. Der örtliche Priester wird diesen September an einen anderen Ort umziehen. Sie fragten mich, ob ich bleiben und ihr Priester sein wolle. Ich sagte, dass ich nicht katholisch bin. Sie sagten, ich könnte einer werden. Ich antwortete, dass sie wie ich ein Nachfolger Jesu werden könnten! Wir hatten einen guten Austausch miteinander. Ich konnte von meinem Leben und Weg mit Jesus erzählen und mit ihnen beten, bevor ich weiterging.

Impressionen