21. Jun 2025
Kivi-Virgala - Pärnu-Jaagupi
Streckeninfo:
20.00 km
237.00 hm
ca. 4h 18m
Strecken-Detail-Ansicht

Niedergeschlagen, aber nicht KO geschlagen...
Gestern lief ich einen Feldweg entlang und genoss die Wanderung und den Tag, als es plötzlich passierte... Ich stürzte. Ich hatte eine niedrige Steinmauer entdeckt und überlegte, eine kurze Pause einzulegen und mich darauf zu setzen. In diesem Moment traf mein Fuß ein Schlagloch oder einen Stein – oder beides. Ich stürzte. Meine rechte Hand fing den Aufprall ab, dann schlug meine Nase auf dem Boden auf. Jetzt weiß ich, warum ich ein Erste-Hilfe-Set dabeihabe! Nachdem ich die Wunde mit meinem Trinkwasser gemischt mit Orangensaft gesäubert und die Blutung aus meiner Hand gestoppt hatte, fuhr ein Auto vorbei. Ich saß mit blutverschmiertem Gesicht und umgeben von blutigem Toilettenpapier auf dem Boden. Der Fahrer sah mich an und fuhr weiter. Ich sah wohl nicht verzweifelt genug aus. Ich rief die evangelische Pfarrerin aus dem Hostel der evangelischen Kirche in Kivi-Vigala an, wo ich übernachten wollte. Sie war leider unterwegs, kontaktierte aber ihre Kollegin aus dem Nachbarort, wo ich Samstagnacht übernachten wollte. Ihr Name ist Epp. Sie engagiert sich in der Jakobsweg-Gesellschaft in Estland und leitet das evangelische Kirchenbüro in Pärnu-Jaagupi. Zusammen mit ihrem Mann Alan aus Schottland holten sie mich ab. Ich ging etwa zwei kilometer weiter zur Hauptstraße, wo sie mich leicht finden konnten. Sie brachten mich zur Notaufnahme ihrer Stadt. Zwei Frauen kümmerten sich um mich und nähten drei Fäden in meine rechte Hand. Sie gaben Warnung, dass es wehtun würde, wenn sie die Nadel durch meine Haut stochen. Es tat weh… wie ein Bienenstich dreimal an derselben Stelle. Ich sang leise mein Pilgerlied, während sie die Fäden zusammenzogen. Anschließend bat ich Epp, für mich zu übersetzen. Ich dankte den beiden Nothelferinnen für ihren Dienst und sprach ein Segensgebet für sie. Gottes Gegenwart berührte uns alle in diesem Moment. Diesmal sagte ich es: Epp, Alan und die zwei Frauen in der Notaufnahme... "They made my day!" Übrigens, so eine Notbehandlung ist kostenlos in Estonia. Mein Dank gilt den Steuerzahlern im Land!
Mit Jesus zu gehen bedeutet nicht, dass es auf dem Weg nie Schmerzen geben wird. Es bedeutet aber, dass die Kraft der Auferstehung da sein wird, um uns zu helfen, wieder aufzustehen und weiterzugehen. Vielleicht ermutigen diese Worte jemanden, der sie gerade liest...
Foto 3: Eine der zwei Frauen in der Notaufnahme
Foto 4: Ich sehe aus, als hätte ich einen Kampf verloren, aber ich stehe noch. Nach einer erholsamen Nacht ging es mir viel besser. Da ich bereits an dem Ort bin, der sonst heute mein anvisierzter Etappenziel gewesen wäre, beschloss ich, einfach hier zu bleiben und einen zusätzlichen Ruhetag einzulegen, damit sich meine Wunden stabilisieren können. Snail-Trail 3.0 wird nun nur noch 85 statt 86 Etappen umfassen...
Foto 5: Epp und Alan, meine Retter in der Not.